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Arbeitslosenzahlen 2011 – positiver Trend mit negativem Charakter

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Das neue Jahr hat begonnen und die Bundesagentur für Arbeit präsentiert die Arbeitslosenzahlen des Jahres 2011. Auf den ersten Blick lassen sich erfreuliche Meldungen lesen. Trotz eines Krisenjahres schaffte es die Wirtschaft die Arbeitslosenzahlen, mit einer durchschnittlichen Höhe von 2,976 Millionen Arbeitslosen, unter die Dreimillionengrenze zu drücken. Solche Zahlen gab es seit der Wendezeit nicht mehr. Somit stellen die Zahlen den tiefsten Stand seit 20 Jahren dar. Im Vergleich zum Jahr 2010 ist das eine Reduzierung von 263.000 Arbeitssuchenden. Im Durchschnitt lag eine Arbeitslosenquote von ca. 7,1 Prozent vor.

Die Bundesagentur für Arbeit begründet diese guten Zahlen mit dem anhaltenden wirtschaftlichen Aufschwung, trotz einer weltweiten Wirtschaftskrise. So wurden viele versicherungspflichtige Arbeitsplätze geschaffen, was die Unterbeschäftigung und Arbeitslosigkeit stark eingedämmt hat. Zudem stieg die Pro-Kopf-Arbeitszeit der Mitarbeiter weiter an, wenn auch schwach (um 0,3 Prozent auf 1.412 Stunden). So schätzt das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung die Situation ein. Das Vorkrisenniveau bezgl. des Arbeitsvolumens (Produkt von Erwerbstätigen und Pro-Kopf-Arbeitszeit) wurde ebenfalls, mit einem Zuwachs von 1,6 Prozent, übertroffen. Als weiterer Grund der positiven Entwicklung nennt die Bundesagentur für Arbeit den Rückgang der Kurzarbeit, wodurch die oben beschriebene durchschnittliche Arbeitszeit positiv beeinflusst wurde. In Zahlen ausgedrückt bedeutet das, dass die Kurzarbeiterzahl von 2010 zu 2011 von durchschnittlich 503.000 auf ca. 150.000 abgenommen hat.

Dennoch muss man beachten, dass die genannten Zahlen teilweise auf geschönten Berechnungen beruhen. Sollten Arbeitslose krank gemeldet sein, einem Ein-Euro-Job nachgehen oder an Weiterbildungen teilnehmen, werden sie nicht mehr in der Statistik der Arbeitssuchenden aufgeführt. Ebenso findet eine Verfälschung im Bereich der älteren Arbeitslosen statt. Viele der Arbeitssuchenden über 58 Jahre (ca. 242.000), befinden sich zurzeit in vorruhestandsähnlichen Regelungen. Die betroffenen Personen werden nicht in den offiziellen Statistiken als Arbeitssuchende aufgeführt. Unter ihnen befindet sich auch eine hohe Zahl an Hartz IV-Empfänger (ca. 100.000). Sollte das Jobcenter diesen Arbeitslosen nach 12 Monaten keine  Beschäftigung angeboten haben, gelten sie laut der gesetzlichen Definition nicht mehr als arbeitslos. Eine weitere Modifikation stellen die privaten Arbeitsvermittler dar. Befinden sich Arbeitssuchende in ihrer Obhut und werden von ihnen betreut, gelten sie nicht mehr als arbeitslos – trotz Arbeitslosigkeit.

Es ist also wichtig, genau zu differenzieren, wie die veröffentlichten Arbeitslosenzahlen entstehen und welchen Einflüssen sie wirklich unterliegen.

Der Bericht der Arbeitsagentur für Arbeit lässt sich, als PDF-Datei, auf der Statistikseite der Bundesagentur für Arbeit einsehen.

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